Sind wir schon da?

[enthält Werbung, da Buchempfehlung]
Halleluja, was hab ich mir nur dabei gedacht. Eine Wanderung mit Kleinkind, das noch nicht mal einen Meter Größe geschafft hat. Zusätzlich die fehlenden Zentimeter mit einer großen Klappe kompensiert, die in Situationen, die nicht dem Willen des Kindes entsprechen, grausige Jammertöne von sich geben kann, sodass es dem Umfeld die Haare zu Berge stehen, Fäuste ballen und Zähne zusammenbeißen lässt. Aber Natur ist schön, Wandern ist Freude und Familienausflüge sind pure Glückseligkeit. Soviel zum Märchen, das uns aufgetischt wird.
Es ist Zeit, schreiend im Kreis zu laufen – neu interpretiert
Das Zitat begleitet mich schon mein ganzes Leben. Immer wieder denke ich an diesen Satz, wenn ich kurz vorm Durchdrehen bin. Das Versinnbildlichen hilft mir große Emotionen in Luft aufzulösen und wieder zu lächeln. Doch seit Zeitrechnung Kind hat dieses Motto eine neue Bedeutung gewonnen.
Was passiert nämlich, wenn man glaubt, man unternimmt mit Kindern eine nette Wanderung? Man sucht verzweifelt nach Routen, die der ganzen Familie Spaß machen. Denn versucht man mal komplett blauäugig einen schönen Rundweg mit den Kleinen zu genießen, so sieht die Realität dann aus: Man läuft in einem Kreis und alle schreien.
Wandern mit Niveau
Also merke ich schnell, einfach Wandern geht nicht. Da braucht es schon Recherche und ein paar Stunden Hirnschmalz und Vorbereitung. Während ich also bereits eine Woche überlege, wie wir unsere erste Wanderung zu viert möglichst freudig gestalten können, klingelt es an der Tür und der Postmann ist da. Und nein, das ist jetzt nicht so freudig, weil er der Vater meiner Kinder ist. Er hält ein Päckchen in Händen, entweder Briefbombe oder unerwartete Post. Und ja, ich kann beides auf selbe Ebene stellen, da mich sowohl A als auch B sehr überraschen, da nie erreichen. Als Muttertier schnüffelt man also erstmal das Paket ab, hält es ins Licht, studiert die Handschrift und stalkt den Absender. Wobei, wenn ein Absender vorhanden ist, ist Option A wahrscheinlich hiermit ausgeschlossen. Außer meine Freundin mag mich plötzlich nicht mehr und ist so oldschool, dass sie mich anstatt online zu mobben, offline schädigen will.
Meine detektivische Spürnase tippt auf Buchmaterial. Für mich als Bücherwurm also Weihnachten und Geburtstag und Mama-Auszeit auf einmal. Und welchen Inhalt haben diese kleinen Bücher? Wie ein Wunder beantworten sie die mir seit einer Woche gestellte Frage: Wohin wandert man am besten mit Kindern?
Kinderwagen- und Tragetouren durch Österreich
Was für ein Meisterwerk! Vollgestopft mit Touren für große und kleine Füße, mit Beschreibungen, ob der Kinderwagen mit kann, ob es Spielplätze und Essen auf dem Weg gibt, für welche Jahreszeit sie am besten geeignet sind und persönlichen Tipps der Autorinnen. Auf einmal fällt mir die Entscheidung, die davor tagelang so schwer war, irrsinnig leicht. Die erste Route ist gewählt und wir planen unsere erste Wanderung.

Auf geht’s ab geht’s in die Berge
Berge, Gewässer, Panorama und so Kinderzeugs – dafür haben wir uns entschieden. Und wir scheinen alle entspannt Meter zu machen. Dennoch scheinen manche Problemchen trotz tip top Ratgeber nicht auszubleiben. Meine Tochter hat sie für euch zusammengefasst:
- Meine Füße tun weh (nach der Ankunft beim Aussteigen aus dem Auto)
- Ich mag hier bleiben und Steine sammeln (auf dem Parkplatz)
- Ich habe Hunger. (schon wieder, nach der zehnten Jause vor fünf Minuten)
- Hier möchte ich wohnen (2m² 1 Zimmer-Wohnung, Erdboden, Felswände)
- Schau mal, die Frau hat sich im Gesicht rot angemalt bzw.
schau mal, der Opa bekommt keine Luft mehr! (ähm, ja, hab nichts gehört) - Ich muss aufs Klo! Groß! Jetzt sofort (Sackerl fürs Gackerl ftw!)
- Ich brauche kein Kapperl, mir ist nicht kalt! (merke: Unterschied zwischen wärmender und schützender Kopfbedeckung beibringen)
- Ist das der Attersee? (Immer wieder, alle fünf Minuten, nachdem wir hundert Mal gesagt haben, das ist der Almsee)
- Hoppala, das war lustig (als sie komplett bekleidet ins 13 Grad kalte Wasser fällt)
- Ich will nicht heim (eigentlich best case, jedoch worst case weil Kind nur noch nasse Kleidung und Schuhe hat)