Highway Hell – der erste Ausflug zu viert

Autofahrt mit Kindern und Stau

Könnte auch heißen: Wie werde ich wahnsinnig in zwei Stunden. Man braucht sich also nur mit zwei Kindern und Gepäck, als ginge es nicht um einen dreitägigen Besuch bei der Familie in den Bergen, sondern um’s Auswandern, auf den Weg machen. Und da fängt es eben schon an. Beim Gepäck für Mama, Papa, Kleinkind und Baby.

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…

Als Mama braucht man nicht viel. Schokolade, frische Unterwäsche, T-Shirts in weiß, damit sie trotz Milch-Gekotze öfter angezogen werden können, Ladekabel für das Telefon für den Kontakt mit mental gesunden Menschen. Duschschaum, Zahnbürste. Ende.
Beim Mann sieht es schon etwas komplizierter aus. Der braucht mehr T-Shirts weil akut anpatz-gefährdet. Aber nur eine Hose, weil die schafft er, drei Tage sauber zu halten. Gesichtspflege-Set für seine empfindliche Haut. Schiausrüstung, weil wenn schon in der Heimat in den Bergen, dann auch die Einheimischen-Karte ausspielen.
Unsere Tochter braucht schon etwas mehr Ausstattung. Man muss halt damit rechnen, dass vielleicht manchmal was in die Hose geht oder Essen auf ihr statt in ihr landet. Das heißt, für jeden Tag Reserve-Kleidung. Unbedingt auch Kinder-Medikamente, im Falle einer Spontan-Erkrankung. Spielzeug und Bücher, die sie selbst aussuchen darf und die so gewählt werden, dass sie fix nicht einmal ausgepackt werden. Warum sie sich plötzlich nicht von einem alten Tierkalender und einer Überraschungsei-Verpackung trennen kann ist mir rätselhaft. Auf alle Fälle wird das Rausch-Tier eingepackt. Das ist jetzt kein betrunkenes Stofftier, sondern ein Ding, das Mutterleibs-Geräusche macht. Ist notwendig, weil die Tochter hört wie ein Luchs und das Haus, in dem übernachtet wird, knarrt wie eine Holzhütte. Also falls wir abends nach dem Niederlegen wieder raus schleichen wollen, muss es im Zimmer die 120 dB eines Güterzuges spielen.
Das Baby ist kompliziert. Windeln en masse, Reservekleidung von der Reservekleidung, man weiß ja nie, wann die gelbe Flut zuschlägt. Federwiege inklusive Schwingmotor, falls an Schlaf nicht zu denken ist. Wippe, Trage und Wind- und Wetterausrüstung für Spaziergänge im Winter Wonderland. Das Auto ist jedenfalls bumm voll. Dank Mama-Organisationstalent.

Auf geht’s in den Heimaturlaub

Die erste größere Fahrt mit dem neuen Familienmitglied. Wird er schlafen, wird er schreien? Man weiß es nicht, es bleibt beim Nervenkitzel. Die Abfahrt ist so getimed, dass das große Kind Mittag geschlafen hat, um bei der Abendfahrt fit zu bleiben und nicht vorzeitig einzuschlafen. Zusätzlich wird eine Fernsehstation eingerichtet, auf der Kinderserien geschaut werden können. Für den Notfall. Für den extremen Notfall gibt es auch Zahnstocher, die ihre Augen offen halten sollen. Mindestens genauso schlimm, wie den Fernseher einzusetzen. Eine Windel haben wir ihr im Fall der Fälle auch angezogen. Nur damit wir ihre “Ich muss Lulu”-Vorwände auch wirklich konsequent und ohne Zweifel als solche sehen können.
Das Baby ist schlafbereit, als wir ins Auto steigen. Braucht nur eine Haube über die Augen und eine Auto-Geschwindigkeit von mindestens 100 km/h dann wird das schon. Kleinkind ist noch mit Spielzeug beschäftigt und ab geht’s.

Blechkolonne ahoi

Seelisch stellen wir uns darauf ein, dass das letzte Stück von Geplärre begleitet werden wird. Das ist ok, das stehen wir durch.
Nach fünf Minuten Autofahrt stehen wir im Stau. Unfall. Zwei Unfälle mit x Fahrzeugen. Natürlich. Genau an diesem Tag. Genau um diese Zeit. Genau mit diesem Plan. Nach zehn Minuten muss die Große aufs Klo. Obwohl sie vor der Abfahrt dazu gezwungen wurde. Wäre ja kein Problem ihr zu sagen: Jaja, halt es noch aus, im Notfall ist ja die Windel da. Aber es ist ein Problem weil sie “groß” muss. Au Kacke. Naja… No risk no fun. Gleich darauf fängt das Baby zu weinen an. Kann nicht einschlafen, weil die Mindestgeschwindigkeit durch den leidigen Stau nicht erreicht wird. Beide Kinder also unzufrieden. Nach der Kack-Ankündigung fängt auf einmal auch die Große zu weinen an, was den Kleinen noch mehr aufschreien lässt. Was ist passiert? Sie hat sich bei ihrer Puppe angehaut.
Nach 15 Minuten Autofahrt und anhaltendem Stau will die Große ein Taschentuch, weil sie mit Rotz das Fenster geputzt hat. Dazwischen wird hundert mal gefragt, ob es denn noch weit ist. Hallo, wir sind de facto noch vor der Haustüre! Als sich der Baby-Bub langsam vom Schrei-Delirium in den Schlaf befördert, fängt das Kleinkind theatralisch laut zu gähnen an, was wieder zu Schreieskapaden des nicht in den Schlaf findenden Würmchens führt. Sind wir schon da? Nein! Aber wir drehen gleich auf der Autobahn um und hoffen, die Polizei nimmt uns mit.
30 Minuten später ist der Stau endlich geschafft, der Mann tritt das Gaspedal durch und das Baby wird endlich in den Schlaf geschleudert.
Dass durch den plötzlichen Geschwindigkeitsanstieg die Puppe in den Fußraum fliegt, lässt das Kleinkind wieder in Tränen ausbrechen, was uns zu Notfallplan Nummer eins führt: Fernsehen.

Ausflug mit Familie ist wundervoll

Und warum war unsere Familienfahrt dann unterm Strich doch perfekt? Weil die restlichen Stunden Ruhe im Auto ist. Das Baby schläft durch bis zur Destination und das Kleinkind kann ihre Kinderserie auswendig. Wären die ersten 30 Minuten Fahrt nicht gewesen, hätten wir auch gar nicht in Papiersackerl atmen (einen Durchziehen) und zwei Tafeln Schokolade essen (Alkohol trinken) müssen.

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