Der Traum vom Schlaf

“Wie ein Baby schlafen” ist eigentlich ein völlig fehl verstandener Ausdruck. Dachte ich früher: “Wie toll!” Denke ich heute: “Oh mein Gott, du Arme!” Babys schlafen nicht gut. Also zumindest meins. Alle anderen schlafen ja seit der Geburt durch und mussten auch nie durch übelerregendes Schunkeln, Hardcore-Händchen-Halten, Dauerstillen oder monotones Summen in den Schlaf begleitet werden. Mindestens 24 Mal in 24 Stunden.
Anleitung zum Durchschlafen
Tagsüber haben wir Gott sei Dank nach 8 Monaten unseren Weg (wenn auch blind und tapsig) gefunden. Nachts war es zumeist eine Katastrophe. Während andere von ihren schlimmen Nächten mit 2-3 Mal Aufwachen berichteten, zählten jene Beschreibungen zu unseren wahnsinnig guten! Das Stillen ist natürlich schuld! Ein Flascherl muss her. Kann funktionieren, muss aber nicht, sage ich. Und irgendwann Anfang dieses Jahres dachte ich mir: “Pfeif auf das Durchschlafen, das lernt das Kind schon irgendwann. Aber vielleicht nicht jede Stunde den mittlerweile ausgelutschten Schlauchbusen ins Nebenbett schmeißen müssen, wäre eigentlich toll.”
Also drückt mir die Spielgruppenleiterin ein Buch in die Hand. “Anleitung zum Durchschlafen und Abstillen. Mir hat es geholfen! Schau mal rein.” Und da steht, man muss die Nächte minutiös protokollieren (Als ob ich das nicht schon gemacht hätte: Die Nacht im Protokoll). Subtil kleine Änderungen vornehmen. Mal Busen vorm Einschlafen wegnehmen, mal nur reden und gar nicht stillen, mal nur streicheln und auf keinen Fall stillen. Immer Stück für Stück und wenn es eskaliert, wieder einen Schritt zurück. Dauert auch nur WOCHEN. Ich war komplett verwirrt. Ich war unsicher, welche Schritte laut Protokoll jetzt die richtigen sind. Und das Kind brüllte mich an: Wenn du keine Ahnung hast, lass es einfach bleiben! Tolle Anleitung also.
Mein Kind, das rationale Wesen
Kinder sind emotionale Wesen. Meines offenbar nicht. Denn die darauffolgende Nacht versuchte ich den Schrei nach Busen einfach mit dem Satz “Nein, es gibt keinen mehr, morgen wieder! Gib mir deine Hand, steck den Schnuller in den Mund und schlaf weiter” zu unterbinden. Und was macht das Kind? Tut, wie ihm geheißen und schläft weiter. Ich war geschockt. Das kann nur Zufall sein. Meine schlichte Erklärung funktionierte nach kurzem Jammern aber auch die restliche Nacht. Das kann nur Glück sein. Und die darauffolgende Nacht auch. Das muss eine Phase sein! Nach der dritten Nacht schlief das Kind durch. Was passiert hier gerade?
Was tun mit soviel Schlaf?
Jetzt könnte ich seit einer Woche acht bis neun Stunden am Stück schlafen. Das fühlt sich seltsam an. Deshalb denkt sich mein Körper: lieber von selbst wieder öfter aufwachen und checken, ob das Baby atmet. Oder: Lieber stundenlang nicht einschlafen können, weil vielleicht meldet sich das Baby doch noch. Das hat also zu folgendem Problem geführt: Mein Kind ist so erholt, dass es viel früher als sonst erwacht. Und ich bin so erschöpft, dass ich viel müder als früher bin.
Aber irgendwann wird der Traum vom Schlaf wohl Realität.

1 Comment
[…] Aber in der Nacht, da gab es nie ein entkommen. Ich gehöre ja zu den abnormalen Müttern, die noch stillen. Ich mache es nachts heimlich, bis vor Kurzem stündlich, damit ich vor allem die Gesellschaft ärgern kann. Das hat mich natürlich auch nächtliche Unternehmungs-Möglichkeiten gekostet. Weil – so gut der Mann auch schon gelernt hat – er traut sich immer noch nicht, seine Nippel dem Familienwohle zu opfern. Aber nachdem ich Mutterschaft nach “Ich tu das was sich für mich und das Kind gut anfühlt” praktiziere, war es mir egal. Und weil sich nicht immer alles gleich gut anfühlt, war es irgendwann mal so weit, dass ich dem ein sehr schönes Ende gesetzt habe. Meine Tochter und ich haben das ausdiskutiert und für gut befunden, wie ihr hier nochmal nachlesen könnt: Der Traum vom Schlaf. […]