Kampf-Kochen mit Kind

Es kann vorkommen, dass Kinder Hunger haben. Das ist aber nicht so “Hmm, schön langsam knurrt der Magen, jetzt schmier ich mir dann ein Brot.” Nein, das geht dann viel mehr so: “Lalala, ich packe Mamas Schuhe in meine Kiste und fahr damit spazieren und BÄM! ich bin übrigens am Verhungern!” Unser Kind macht das neuerdings alle 15 Minuten. Und ich lebe seither in der Küche.
Ein Frühstück am Morgen ist zu wenig
Zeitrechnung vor Kind. Was waren die ersten Dinge, nach dem Aufstehen? Vielleicht mal Toilette. Dann Bad. Oder doch lieber davor zum In-die-Gänge-Kommen die Kaffeemaschine. Jetzt weckt mich mein Drill-Instructor mit einem Mark-erschütternden Schrei und ich stehe kerzengerade im Bett. Und dann geht’s los: Nam nam! Nam nam! Nam nam!
Ich muss also eigentlich auf’s Klo oder möchte mir zumindest irgendwie den Schlaf aus den Augen waschen, aber dafür ist keine Zeit. Wenn ich auch nur die Kaffeemaschine anschaue, herrscht hier Eskalationsstufe 10! Also wird jetzt “Nam nam” zubereitet. Der Porridge mit Obstmus wird mit weit aufgerissenem Mund in wenigen Löffeln verschlungen. Dazwischen gibt es ab und an Gemecker, wenn nicht alle Peppa Pig Figuren am Frühstückstisch sitzen. Das sagt mein Kind mir aber nicht zuvor, sondern lässt mich ein Figürchen nach dem anderen holen.
Frühstück Nummer 2 ist dann meist Butterbrot mit Käse. Wobei immer das Stück bevorzugt wird, das ich mir erlaubt habe zur Seite zu legen. Also wird getauscht und ich bekomme den weichen angesabberten Butterbrot-Teil, von dem eigentlich die Butter schon abgeschleckt wurde und vorgekaute Käsestücke, während mein Kind genüsslich die Brotrinde verspeist.
Ich bin Kandidat der Küchenschlacht
Das war aber nur die Vorbereitung auf das große Showkochen. Es ist nämlich mittlerweile schon halb 10 Uhr morgens und mein Kind hat erst zwei Frühstücke bekommen! Es wird Zeit, das Mittagessen vorzubereiten. Und dieser Task ist härter als irgendeine Koch-TV-Show.
Schon alleine wenn ich mich nur ansatzweise der Herdplatte nähere – wohlgemerkt, meine Blase ist noch immer voll und Spiegel werden dringlichst vermieden – ergibt sich ein ganz anderes Problem: Essen gut – kochen ganz schlecht! Weil das ist eine Zeit, in der Mama null Aufmerksamkeit auf das Kind richtet! Also wird hier schon gleich vorab “Mama Mama Mama” geheult. Ich schmeiße dem kleinen Vielfraß also erstmal Grissini vor die Füße. Damit ist sie kurz abgelenkt.
Dann versuche ich in Windeseile das zu gebrauchende Geschirr zusammen zu suchen, während ich mit einem Bein mein Grissini-kauendes Kind davon abhalte, die Laden auszuräumen. Ist das erstmal geschafft, geht es an die Zutaten. Sobald ich die aus dem Kühlschrank fische geht es wieder los: “Nam nam! Nam nam!” Also erkläre ich, dass das erst alles zubereitet werden muss und roh nicht gegessen werden kann! Es wird geplärrt und das Gesicht in den Boden gedrückt. Ok – dann gibt’s hier mal Petersilienstängel und Karottenschalen zum Knabbern.
Kochen mit Kind
Natürlich versuche ich das Kind miteinzubeziehen. Ich lasse sie Suppe rühren und Gemüse schnippeln und Teig kneten und ja glaubt ihr denn ich bin komplett wahnsinnig? Da werd ich ja nie fertig und das Kind – für alle die diese Dringlichkeit noch nicht verinnerlicht haben – hat HUNGER! Also öffne ich die Lade des Grauens – jeder hat so eine – und lasse den Tasmanischen Teufel wüten. Das sind nun mindestens 20 Minuten Zeit, ein Gericht zu kochen! Und man wird im Speedkochen richtig gut! Brenzlig wird es nur beim Anrichten, weil dann die Aufmerksamkeit wieder auf “Nam nam!” fällt und sich ein kleiner Kinderschädel in die 2 mm zwischen meinen Beinen und Küchentheke bohrt, steckenbleibt und es Schmerzgeschrei gibt. Also wird sofort “angerichtet” (eher – Oh Gott – was habe ich da angerichtet) und serviert. Das Kind zieht sich schon alleine das Lätzchen an, so nervös ist es!
Essen mit Kind
Das Kind also Kohldampf. Das Essen vor ihm auch Dampf. Also ganz schnell Teller in die Gefriertruhe zum Abkühlen. Abgelenkt wird das Kind mit einem Stück von meinem Teller, das ich zu Tode puste. Der Mund weit offen, das Essen schon beinahe in der Luke – nein “Heiß!!”. “Das ist nicht mehr heiß! Ist schon kalt!” – “Brrr!” Dem Kind kann man aber auch nichts recht machen. Körpertemperatur muss das zu Verspeisende aufweisen, ansonsten ungenießbar.
Es kommt in der folgenden Stunde des Mittagessens mindestens zu 100maligem Essens-Verweigern. Da kann es sein, dass ich mal das falsche Besteck gereicht habe, mal muss ich wieder füttern, mal will selber gegessen werden, mal muss die Mama mit den Fingern füttern, manchmal reiche ich die falschen Bissen in der falschen Reihenfolge, ein paar Mal hat Peppa Pig zu wenig bekommen und oft muss das Essen 10 Mal auf den Boden gefallen sein, bevor es genießbar ist. Versteht einer noch dieses Kind!
Abwasch mit Kind
Ich will auch Positives berichten. Abwaschen funktioniert meist super. Weil ich bereits beginne, wenn das Kind noch die letzten Reste isst. Weil sobald es checkt, dass wir fertig sind, beginnt es hastig alle Brösel zusammen zu hamstern. Damit bleiben mir 10 Minuten für den Abwasch inkl. Parcours-Bewältigung (schließlich ist hier die Lade des Grauens ausgeräumt worden).
Nachmittagssnack
Ich Rabenmutter habe nachmittags oft keine Lust was zu kochen. Also gibt es wieder Obst oder ein Joghurt, eventuell halbwegs gesunde Knabbereien, die ich finde. Wenn ich einen guten Tag habe, dann brate ich auch mal geraspeltes Gemüse mit Käse in Laibchen-Form an. Oder ich schäle Äpfel und koche Kompott. Mein Kind zeigt immer schon brav hin, was es haben will, das es dann – verarbeitet – doch wieder ablehnt. Wenn der Mann dann nach Hause kommt, rollen bei mir Tränen der Erleichterung. Meine Hände sind spröde vom Abwasch, mein Rücken schmerzt und der Kühlschrank ist leer.
Und dann höre ich wie mein zartes Kind den Papa anfleht: “Nam nam!” “Natürlich machen wir dir jetzt Abendessen, da hat schon jemand Hunger!”
Rezeptideen für gefräßige Kinder
Frühstück
- Butterbrot mit Käse
- Haferbrei mit Banane oder Obstmus
- Avocadobrot
- Eierspeise
- Pancakes
- Omelette mit geraspeltem Gemüse
Mittagessen mit gesundem Schmuggler-Gut
- all-time-favorite: Pasta mit Gemüse-Pesto (a la Genovese nur die Petersilie mit irgendeinem Gemüse ersetzen, z. B. Brokkoli)
- Spätzle mit Gemüse (einfach in den Teig verarbeiten, z. B. Kürbis)
- Gemüsesuppe – ein netter Ausdruck für Gemüsebrei, den auch Eltern essen
- Fischlaibchen (Lachsfilet mit Petersilie, Zitrone, Zwiebel und etwas Mehl pürieren, Laibchen formen und braten)
Snacks
- geraspeltes Gemüse und Käse mit einem Ei und ev. Mehl zu Laibchen verarbeitet
- Müsli-Riegel (Banane, Haferflocken, Mandelmus uvm. zu Riegel formen und im Ofen backen)
- Grissini
- Ess-Kastanien
- Obst
- (gedünstetes) Gemüse mit Dip
- Trockenfrüchte
