Auf kaltem Entzug

Das neue Jahr fing irgendwie überhaupt nicht gut an. Wir zählen noch nicht mal die ersten Wochen von 2019 und mein Kind ist schon wieder krank. Diesmal ganz schlimm. Für mich. In der Nacht bekommt es nämlich Besuch von Herrn Noro. Oder Frau Rota. Besser bekannt als: Die Krankheit des Grauens – Magendarm-Virus.
Die Qualen einer Mutter
Wenn das Kind krank ist leidet man mit. Wenn das Kind Magendarm-krank ist, leidet man selbst. Vor allem ich. Absolute Panik habe ich vor dieser Krankheit. So schlimm, dass, wenn es nicht mein Kind wäre, ich packen und abhauen würde. In ein Lager voll Desinfektionsmittel. Aber ich bin jetzt eben Mama und muss da durch. Das Kind kotzt alle 15 Minuten und ich zittere, wie eine Wahnsinnige. Das Ganze geht sogar soweit, dass ich die nächsten drei Tage faste. Ich esse nichts, aus reiner Panik, dass es eventuell wieder hochkommen könnte.
Der Ekel bekommt eine neue Dimension
Bitte überspringt diesen Abschnitt, wenn ihr keinen robusten Magen habt. Oder euch leicht vor etwas ekelt. Bitte tut es einfach.
Ok, ihr hattet eure Chance. Deshalb verrate ich euch etwas, das ich entdeckt habe. Wenn wir Erwachsenen kotzen, dann meist ins Klo. Oder zumindest in einen Kübel. Auf jeden Fall aber mit dem Kopf Richtung Boden. Kinder wehren sich gegen diese Position. Und entwickeln dabei offenbar immense Kräfte, um sich während des Erbrechens immer wieder auf den Rücken zu drehen. Und jetzt kommt’s: Hat man den Kopf nicht gegen Boden, sondern gegen Himmel gerichtet, erreicht eine Kotzfontäne ordentliche Höhe. Macht in diesem Fall auf keinen Fall den Fehler, wie wir: Das eigene Gesicht über das Kind beugen.
Kennt ihr die Bilder von feiernden Siegern, die den Champagner ausfahren lassen und in die Menge spritzen? Ja, genau so. Mehr kann ich dazu nicht mehr sagen. Diese Zeilen kosten mich große Überwindung.
Das beste Mittel gegen Magendarm
Gott sei Dank bessert sich die Lage des Kindes (nach zweimal hausärztlichen Notdienst-Telefonaten und einem Kinderarzt-Besuch – erlebt man als Mama oder Papa solche Kinderkrankheiten zum ersten Mal geht man ja immer von einer lebensbedrohlichen Krankheit aus, die, wenn der Mann sie hätte, von der Frau nur mit “Stell dich nicht so an!” kommentiert werden würde). Das Kind trinkt brav und es gibt Schonkost (geriebener Apfel, Karotten-Suppe, Reis, Nudeln, Kartoffel, Weißbrot), die nicht so recht akzeptiert werden will. Schweinsbraten geht halt einfach noch nicht. Aber da ist es wirklich gut, wenn man noch ein bisschen stillt. Da ist nämlich das Flüssige auch nahrhaft. Nur ist davon halt nicht mehr soviel da, weil eigentlich wird nur noch 2-3 Mal nachts gestillt. Eben zum Immunsystem-Aufbau. Haha.
Entzugserscheinungen
Jetzt ist das Kind nach dem 4. Tag Schonkost immens hungrig. Und geht hungrig ins Bett. Und dann hat das Kind beide Busen schon tagsüber aufgefressen ähh ausgetrunken. Es ist einfach zu wenig. Also wird jede Stunde geschrien und geheult. Durst und Hunger sind furchtbar. Aber die Milchbar ist einfach überfordert mit der Bestellmenge. Das wird hart. Also beschließe ich am nächsten Tag, dass aufgrund der Verbesserung der Lage, die Bar erst abends öffnet. Jetzt ist das Kind aber nach 4 Tagen bedarfsorientiertem Stillen komplett angefixt. So eskalieren hab ich es noch nie gesehen. Kurz davor alles kurz und klein zu schlagen. Dramaqueen Ende nie. Anhänglich Ende nie. Mama-Klette Ende nie. Alles von vorne. Alles auf Anfang. Wir müssen wieder Essen lernen. Auch das wird hart.
Der Kampf gegen den Magendarm-Virus
Ich bin derweil noch immer nicht sicher, ob ich wieder essen soll. Wer weiß, ob es mich nicht doch noch erwischt. Lieber noch ein Schlückchen Desinfektionsmittel. Angekotzte Kleidung verbrennen statt Waschen. Klo vom Nachbarn benutzen. Das Kind nur mit Handschuhen angreifen. Klingt übertrieben? Also mir gehts noch gut. Der Mann liegt schon flach. Aber der soll sich mal nicht so anstellen!
