Als die Babykotze den Ekelfaktor verlor

Als die Babykotze den Ekelfaktor verlor

Ich bin ein sehr hygienischer Mensch (siehe auch Die Zeltstadt und der Dreck). Nur ein bisschen übertrieben. Soll heißen, nachdem ich an meinem Polterabend meinem Stripper den Arsch versohlt habe, habe ich mir die Hände desinfiziert. Oder ich putze gerne die PC-Maus. Oder Tastatur. Oder mein Smartphone. Von Klobrillen reden wir jetzt mal nicht. Geschweige denn von den Händen fremder Menschen.
Als werdende Mama erntet man dann schon die mitleidigen Blicke! Warte nur mal auf Babykotze und Co. Da wirst du eskalieren!

Kacke vor Kotze

Wobei vor dem Babystuhlgang hatte ich nie Angst. Meine Panik konzentrierte sich auf Babykotze. Ich habe nämlich eine absolute Kotzphobie. Doch Babykotze kann ja nicht eklig sein, wenn die nur Milch trinken, oder? Dachte ich, bis einen Monat vor der Geburt. Dann hielt ich das erste Mal ein schreiendes Baby am Arm, das kurz davor Milch gekotzt hatte. Und dieser Atem… Oh mein Gott! Babykotze ist ja genauso widerlich! Aber jetzt gab es kein zurück mehr. Babys kotzen ja nicht so viel. Oder?

Babykotze-Blitzumfrage

Und dann begann ich panisch alle mir bekannten Mamas zu interviewen: Hat dein Baby Milch gekotzt? Wie viel? Wie roch es? Wie war es? Wie hast du das geputzt? Wie bekommt man den Geruch weg? Die meisten Mamas meinten: Nein Milch kotzen kennen wir nicht. Was für eine Lüge…

Dann kam meine Tochter zur Welt. Und sie kotzte keine Milch. Was für eine Erleichterung! Alles ist super, nichts an meinem Baby ist ekelig. Ich kann mein hygienisches Leben wie gewohnt weiterführen und muss mich keiner Angst stellen!
Als wir dann endlich vom Krankenhaus heim kamen und die erste Nacht im eigenen Zuhause vor uns hatten, packten wir unser kleines Wunder liebevoll in den Schlafsack. Und dann passierte es. Schwallartig spritzten uns 10 Liter (mindestens!) getrunkene Muttermilch entgegen. Wir waren vollkommen perplex. In einem Wahn an Mamainstinkten drehte ich die Kleine dann in die stabile Seitenlage. Alles war voll. Wirklich alles. Und das war nur der Beginn.

Schwallartige Ausscheidungen

Da spritzte uns dann regelmäßig viel entgegen. Auf unsere Möbel, auf uns, aufs Baby, am meisten aber Gott sei Dank in 10 Mullwindeln, die ich vorsorglich für jeden Kotzvorgang in jedem Eck bereit hielt. Darin ergoss sich dann täglich der Mageninhalt unseres Babys. Und wenn man dann andere Mamas um Rat fragte (zur Erinnerung: die, deren Babys nie Milch gekotzt hatten), meinten die nur, ja das passiert. Da kommt halt ein Bisserl was hoch! Ein Bisserl waren bei uns 3 Tage Milchversorgung! Ich schwöre! Während ich dann würgend und halb blind das vollgekotzte Zeug auswusch und mit Weihwasser besprühte, sowie mit dem Gedanken spielte mein Baby unterm Hals ein bisserl einzuparfumieren (aber wenn man schon bei Waschlotion Bedenken hat, sollte man das doch lieber lassen) und mit dem eigens installierten Kotze-wegwisch-Schwamm Möbel reinigte, legte sich irgendwann mein Ekel. Oder ich resignierte. Ich weiß es nicht mehr. Eine meiner letzten Erinnerungen ist die, als ich den vollgekotzten Maxi Cosi nach dem Waschen mit Parfum behandelt habe. Als ich meine Angst und meinen Ekel überwunden hatte, hörte das Gekotze auf. Was hat mich meine Tochter mit 6 Wochen schon alles gelehrt!

Mamas kennen fast keine Ekelfaktoren

Natürlich zeitgleich zu meiner Babykotz-Therapie wusch ich auch noch vollgekackte Bodys aus. Das war und ist mir heute noch vollkommen egal. Immerhin. Neulich hatte ich sogar Babykacke unter den Fingernägel! Manchmal würgt meine Kleine mir auch den letzten Bissen in den Schoß. Oder drückt mir eingespeicheltes Brot in die Hand. Nur essen kann ich das noch nicht. Das soll ja auch so ein Mythos sein, dass Mamas im Kindermund Zerkleinertes gerne mal selber aufessen. Nein danke!
Ich bin voller Milch, Speichel, Kotze und Kacke und mir ist es egal. Wer hätte das gedacht?

Ich hätte übrigens Mullwindeln zu verschenken, falls jemand welche braucht. Ich habe ca. 30 Stück fast unbenutzt. Unser Baby hat nämlich nie Milch gekotzt.

Als die Babykotze den Ekelfaktor verlor
 

 

 

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