Die Nachtschichten der Cruella de Ville

Babyschlaf

Falls ihr euch fragt, warum ich tagsüber relativ fit aussehe und irgendwie überhaupt nicht müde wirke: das liegt definitiv nicht daran, dass mein Kind durchschläft. Bis vor 1,5 Monaten hätte ich vielleicht sogar noch gesagt, mein Kind schläft eigentlich durch, da ich die kurzen Stillphasen nicht mitbekomme und sie auch nicht wirklich. Seither ist alles anders. Seither hat einen Zeitpunkt. Nämlich ein aufbauendes Telefonat mit meiner Freundin, die an nächtlichem stündlichem Stillen leidet. Und da versucht man natürlich das Mantra einzutrichtern, Babyschlaf ist immer nur eine Phase, einfach akzeptieren, es geht vorbei. Seither schlafe ich nicht mehr. Weil ich mindestens stündlich stille.

Babyschlaf ist immer anders

Mein Kind scheint also über-intelligent zu sein und mein Telefonat belauscht zu haben. Mit dem Vorsatz: Mal schauen ob Mama auch so cool bleibt, wenn wir das versuchen. Die Mama, also ich, hat in den ersten Nächten noch versucht, recht einfühlsam zu sein. Ja, du robbst jetzt, ja du erlebst viel, ja du brauchst mich, ja du musst das im Babyschlaf verarbeiten. Aber dann hat es angefangen, dass sie sich auch nur noch von mir ins Bett bringen lässt, bzw. nicht mehr lässt. Seit November hatten wir nämlich den Luxus, dass man sie ins Bett legte und dann einen entspannten Abend, mit vielleicht einer Stillpause von drei Minuten hatte. Jetzt gibt es teilweise eine stundenlange Zu-Bett-geh-Prozedur, die oft damit endet, dass wir wieder aufstehen und sie spielen lassen bis sie todmüde umfällt.
Ist sie früher nach dem Bettgehen innerhalb von zwei Stunden unruhig geworden, wussten wir: Schnuller wieder rein und fertig. War das ganze über zwei Stunden wussten wir: Stillen oder Flasche (falls ich mal einen Abend nicht da war) und fertig.
Jetzt geht gar nichts mehr. Babyschlaf-Chaos pur! Am besten nur Mama rein und nur den Hauch einer Brust wahrnehmen, mehr braucht sie nicht. Der Schnuller wird aggressivst in die Ecke gedonnert, wenn man versucht ihn ihr wieder zu geben. und wehe es versucht jemand, sie mit einem Flascherl zu beruhigen. Sie will einfach nur eine Brustwarze im Mund haben. Ob das genau meine sein muss, haben wir noch nicht ausgetestet. Zudem kommt noch, dass, einmal drinn, man nie wieder rauskommt. Also als Person aus dem Zimmer. Nicht die Brustwarze aus dem Mund. Da scheint das Kind noch so tief zu schlafen, drehst du dich weg von ihr, oder wagst es gar einen Fuß aus dem Bett zu nehmen, gehen die Augen auf wie bei einer Puppe, die man aufrichtet.

Habe ich dann endlich akzeptiert, dass mein Abend vorbei ist und ich ins Bett gehe, geht es meistens stündlich, wenn nicht sogar mal alle halben Stunden mit Unruhe weiter. Sprich, ständiges rüber ins Bett Wuchten, Bettkante zwischen den Rippen (siehe Die Nacht im Protokoll).

Die grantige Mama

Das Ganze hat mich so viele Nerven und so viel Zusammenreissen gekostet, dass nun Cruella de Ville meine Nachtschichten übernimmt. Das heißt, tagsüber sage ich mir und meiner Kleinen, dass jede Art von Babyschlaf nur eine Phase ist und es halt nichts hilft und wir da durch müssen. Nachts kommt Cruella und motzt alle im Umkreis von einem Kilometer an, wuchtet das Kind ins eigene Bett, damit es in schweißiger Einigkeit mit ihr Kuscheln kann und vielleicht eine Stunde länger durchhält. Noch schlimmer ist es, wenn das kleine Wesen dann eine gefühlte Ewigkeit um drei Uhr morgens wach liegt und nicht mehr einschlafen kann. Dann dreht sich Cruella weg und ignoriert sie, Polster über dem Kopf (über den eigenen, nicht den kindlichen), grantig weil seit Wochen keine zwei Stunden mehr durchgeschlafen hat.

Ich würde ja jetzt gerne mit einer Art Happy End abschließen. Zum Beispiel, dass bei meiner Freundin seither dafür Ruhe ist und einen das überzeugt, dass man Recht hatte und es irgendwann besser wird. Aber die kämpft auch noch immer mit ihrem nächtlichem Two-Face.

Also leben wir Zombie-Mütter unser Leben einfach weiter und hoffen auf die nächsten Phasen. Trotzphase und Pubertät.

P.S.: Ich spiele wirklich mit dem Gedanken, sobald mein Kind in der Pubertät mal zum motzigen Langschläfer wird, morgens reinzukrachen, einmal kurz loszubrüllen und wieder abzuziehen. Und das stündlich! Ich verspreche meiner Kleinen, es ist bloß eine Phase von mir.

Babyschlaf - Wenn das Baby nicht schlafen will: Die Nachtschichten der Cruella de Ville

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2 Comments
  • Reply
    Am seidenen (Gedulds)Faden | Mama Jammer
    16. November 2018 at 14:50

    […] bekannt, dass ich nachts wie Cruella de Ville ausflippe, wenn ich um meinen Schlaf komme (lies hier die ganze Horrorstory) – oder besser gesagt, wenn mein Schlaf zehn Mal unterbrochen wird, weil jemand neben mir […]

  • Reply
    Das große Zahnen - Die dunkle Bedrohung | Mama Jammer
    27. Juni 2018 at 22:00

    […] mir das denn nicht gleich jemand, dass unsere schlimmen Nächte (siehe Die Nacht im Protokoll und Die Nachtschichten der Cruella de Ville) einen klitzekleinen Verursacher haben? Der erste Zahn! Bis jetzt konnten wir noch alle Mamas mit […]

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