Wer bin ich und was mach ich hier?

Ja das mit der Hochzeit hat auch Nachteile. Vor allem, wenn man eine Frau ist. Und vor allem, wenn man eine sehr gut geplante Frau ist 😉
Jetzt habe ich also seit einem Monat diesen tollen Ring am Finger und, ob ihr’s glaubt oder nicht, ich bin unsichtbar geworden. Wie in Herr der Ringe. Einfach verschwunden. Mich gibt’s so nicht mehr wie vorher. Komplett neue Identität also. Mein altes Ich schwebt nun immer leicht rechts über mir mit. Das klingende weiche, runde W. Verdrängt durch das spitze, aggressive A. Ein bisserl schizophren. Aber das ist laut BILD.de Online Test noch ok. Hab ich ausprobiert, alles in Ordnung. Ein bisschen mehr Badass vielleicht. Weil: Herzrasen pur, wenn man mit einem falschen Pass am Flughafen eincheckt kann ich nur sagen. Falsche Identitäten annehmen, das kann ich also.
Das große Fest war leider viel zu schnell vorbei. Und leider viel zu perfekt. Die Honeymooner, die wir auf unserer Reise auf die einsame Insel treffen, erzählen alle unglaublich lustige Hochzeitspannen. Von Lebensmittelvergiftung bis schmelzende Torten alles dabei. Wir können uns nur beschweren, dass es eine Woche davor geregnet hat. Oder, dass wir uns nicht mit Sonnencreme eingeschmiert hatten und ein bisserl Farbe an diesem Tag gefangen haben. Und nach einem Monat verblasst auch diese Erinnerung schön langsam und man tut sich schon ein bisserl schwer, über diese tollen Ereignisse zu reflektieren, sprich, man hat Zeit. Viel Zeit. Nach jahrelanger Planung des perfekten Tages Unmengen an Zeit! Ja und was mach ich jetzt hier eigentlich? So mit meiner neuen Identität und Zeit und so? Ein Buch schreiben. Fix jetzt. Ich fang damit an. Versprochen! Mit Pseudonym geht das ja ohnedies viel einfacher, den hab ich jetzt ja 🙂
