“Wien, oh du mein Wien!” oder: “Die Zeltstadt und der Dreck”

Das mit Wien ist so eine Sache. Sie ist die lebenswerteste Stadt der Welt (und daran will nur Herr S. (übrigens Fun-Fact: auf Tschechisch bedeutet der Name “Angst”) von der blauen Partei etwas ändern, wenn er Bürgermeister wird), bietet Kultur und …. ja noch ein paar Dinge halt und dennoch irgendwie verdreht jeder Österreicher ein bisserl zumindest ein Augerl, wenn es um die Wiener geht. Eigentlich Ausgrenzung pur und vielleicht auch ausländerfeindlich. Wien ist ja im Gegensatz zur blauen Steiermark und zum blauen Kärnten noch ein Teil von Österreich, das man herzeigen kann. Aber vielleicht ist es auch nur der Dialekt. Oder die Attitüde. Oder die Plakate…
(…. So werden wir nämlich vor Kurzem in Wien begrüßt: “Er [ja ER] ist der Einzige, der unsere Sprache spricht!” Also rein aus marketingtechnischer, sprachanalytischer Sicht…. ich versteh’s nicht! Wenn er der Einzige ist…. dann gibt’s ja niemand anderen oder? Heißt das, wir können unsere Sprache auch nicht? Wenn er der Einzige ist, ist der Arme ja total ausgegrenzt! Kein Wunder, dass der sich so aufpudelt, wenn ihn ja keiner versteht! So helfe man ihm doch bitte!!! )
Jedenfalls sind wir also auf dem Weg ins Zeltlager Wien. Unsere Familie haben wir zuhause zurückgelassen, weil wir egoistisch sind und das Event in Wien nur für uns alleine haben wollen! Wir dürfen aber unsere Mobiltelefone mitnehmen, keine Kameras, die müssen draußen bleiben. Es gibt gratis Wasser, ein paar Toiletten. Leider keine Duschen. Aber dafür was zu essen. Wir können uns aber nichts kaufen, weil unser letztes Geld für Bier draufgegangen ist und arbeiten dürfen wir am Gelände nicht (die illegalen Getränkeverkäufer wurden sofort eskortiert!). Also stehen wir da und warten. Können nichts tun, außer der Musik zu lauschen, die da zufällig spielt. Ist eigentlich ganz nett! Obwohl ich dort auf drei Dinge treffe, die ich absolut nicht mag: Menschen, Dreck und Alkohol und Lärm. Ok, es sind doch vier Dinge.
Bin ich auf so einem Konzert wie dem Rock in Vienna neulich (hab ich schon erwähnt, dass es darum geht oder?), dann läuft das mal so ab: Platzsuche irgendwo in der Menschenmenge – Umfeld wird genauestens abgecheckt auf mögliche Risikofaktoren (alkoholisierte Menschen, kotzende Menschen, stinkende Menschen, ekliges Zeugs am Boden) – höchste Alarmbereitschaft bei gegebenen Variablen! Und doch werde ich im Laufe des Abends von Fremden berührt (!!!), bedrängt (erfolgreich mit bösem Blick für immer vertrieben) und mit Bier angeschüttet (Dreck und Alkohol!!). Pfui. Und irgendwer springt mir dauernd auf die Füße und pfeift mir ins Ohr. Der gehört aber leider zu mir, deshalb muss ich meinen Rachefeldzug über Bord werfen.
Ja, ich bin sehr eigen, mir hat es aber trotzdem Spaß gemacht, gehört ja alles dazu und jaja blabla passt eh, sagt der Verstand (das Herz sagt aber: duschen, duschen, duschen, drei Mal desinfizieren!!).
Natürlich also ganz klar, hab mich psychologisch total durchschaut, Pawlow’sches Gesetz: Wien –> negative Gefühle –> da Assoziation mit Menschen, Dreck, Lärm und Alkohol. Deshalb liebe Wiener: nehmt’s mir nicht übel, ich bin ein psychisches Wrack mit Sauberkeitswahn und Waschzwang. Wien ist eh super, toll und sicher lebenswert. Und euer Dialekt wirkt auch nicht mehr schlimm, wenn ihn Menschen, die man mag, sprechen (sofern man nicht der Einzige ist, der ihn spricht). Von daher, werd ich das nächste Zeltstadtfestival sicher wieder besuchen, weil bei uns in Linz ist das ja leider nicht so gut angekommen.

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[…] bin ein sehr hygienischer Mensch (siehe auch Die Zeltstadt und der Dreck). Nur ein bisschen übertrieben. Soll heißen, nachdem ich an meinem Polterabend meinem Stripper […]